Unsere Verbesserungsvorschläge für das Wirtschaftsförderungskonzept Höhenkirchen-Siegertsbrunn

Im Gemeinderat hat der gemeindliche Wirtschaftsförderer Uwe Zwick einen ersten Entwurf eines Wirtschaftsförderungskonzept für Höhenkirchen-Siegertsbrunn vorgestellt. Hierzu gab unser Gemeinderat Karsten Voges, der selbst Unternehmer ist folgende Stellungnahme in der Sitzung ab:

„Es passiert bisher zu wenig und zu wenig Sichtbares für unsere Unternehmen am Ort. Mein eigenes Unternehmen vor Ort wurde bisher nur ein einziges Mal angeschrieben (bzgl. der Gewerbefläche) – das wars in 3 Jahren Wirtschaftsförderung und das ist deutlich zu wenig. Hier bitte mehr Engagement für alle Unternehmen vor Ort.
Das vorgelegte Wirtschaftsförderungskonzept für Höhenkirchen-Siegertsbrunn ist eine solide Grundlage, die viele relevante Bereiche abdeckt – aber oft zu wage ist – und einige Verbesserungen noch bekommen kann.

Stärken des Konzepts sind aus meiner Sicht:

  1. Strukturierte Gliederung: Das Konzept ist logisch aufgebaut und deckt wichtige Handlungsfelder ab (Bestandspflege, Marketing, Standortentwicklung, Zentrumsentwicklung, Beratung).
  2. Gute Situationsanalyse: Die SWOT-Analyse und die Beschreibung des Wirtschaftsstandorts erkennen die Stärken (Nähe zu München, Lebensqualität) und Schwächen (Flächenmangel, hohe Kosten) gut.
  3. Breite Maßnahmenpalette: Es werden viele sinnvolle Maßnahmen vorgeschlagen, von Firmenbesuchen über Marketing bis hin zu Infrastrukturprojekten.
  4. Einbeziehung von Nachhaltigkeit: Themen wie Fairtrade, Biostädte, nachhaltige Gewerbegebiete und nachhaltige Mobilität werden angesprochen.
  5. Fokus auf Zentrumsentwicklung: Die Maßnahmen zur Stärkung der Ortskerne sind wichtig für die Lebensqualität und den lokalen Handel.

Auf 5 Verbesserungspotenziale und zusätzliche Handlungsfelder möchte ich eingehen:

  1. Konkretisierung und Messbarkeit: Viele Ziele und Maßnahmen sind allgemein formuliert (z.B. „Standortattraktivität erhöhen“, „Wettbewerbsfähigkeit stärken“, „Digitalisierung fördern“). Es fehlen oft konkrete, messbare Ziele (KPIs – Key Performance Indicators) und Zeitrahmen/Pläne diese umzusetzen und zu erreichen. Unser Vorschlag ist es, Ziele nach SMART-Kriterien (Spezifisch, Messbar, Attraktiv/Akzeptiert, Realistisch, Terminiert) zu formulieren. Beispiel: Zu „Fachkräftesicherung“ -> „Steigerung der Ausbildungsstellen um X% bis 2027“
  2. Clusterförderung: Identifizierung von Branchen mit Potenzial am Standort (z.B. Green-Tech-Bereich) und aktive Förderung von Netzwerken und Kooperationen innerhalb dieser Cluster.
  3. Fachkräftestrategie vertiefen: Engere Kooperation mit Volkshochschulen (Ansprache der Unternehmen nach Bedarf aber auch nach Vorträgen/Beiträgen und Räumen) und Bildungsträgern zur Nachwuchsförderung.
  4. Tourismus & Naherholung: Wir haben einen Radwanderweg durch unseren Ort, eine gute Anbindung und Naturpotenzial – aber es fehlt eine explizite Tourismusstrategie. Unser Vorschlag: Die Entwicklung eines Konzepts für sanften Tourismus/Naherholung (Radfahren, Wandern), das die lokale Genuss-Gastronomie und ggf. Beherbergungsbetriebe (siehe 5.3.8) einbindet. Eine Vermarktung unserer Angebote für Touristen – ggf. auch interkommunal für den Radwanderweg – wird Höhenkirchen-Siegertsbrunn auch überregional bekannter machen.
  5. Interkommunale Zusammenarbeit: Stärkere Betonung der Zusammenarbeit mit Nachbargemeinden und dem Landkreis München bei Themen wie Gewerbeflächen, Fachkräfte, Marketing oder Infrastruktur – vor allem auch mit den neuen Universitätsansiedlungen in unserer Nähe – und Wirtschaftsförderungen in den umliegenden Gemeinden.

Zusätzlich zu diesen Punkten, werden wir noch weitere schriftlich zur Verfügung stellen“, versprach Karsten Voges der Verwaltung.

Unsere Gemeinderätin Gudrun Hackl-Stoll bat noch um eine weitere Ergänzung im Konzept „Wir haben tolle Schulen am Ort und sollten hier auch die Zusammenarbeit suchen und wo sie schon vorhanden ist auch mit ins Konzept aufnehmen, z.B. auch bzgl. Praktikumsplätze.“

Unser Fazit zum Wirtschaftsförderungskonzept:

Das Konzept ist ein guter und umfassender Startpunkt mit Verbesserungspotenzialen. Wir freuen uns auf die verbesserte Version und eine stärkere Wirtschaftsförderung vor Ort.

Folgende weitere Verbesserungsvorschläge und zusätzliche Handlungsfelder wurden der Gemeindeverwaltung schriftlich im Anschluss an die Sitzung zur Verfügung gestellt:

  1. Kreislaufwirtschaft (Circular Economy): Über „Biostädte“ hinaus eine umfassendere Strategie entwickeln. Z.B.: Förderung von Reparaturinitiativen, Sharing-Plattformen, lokalen Stoffkreisläufen, Upcycling-Projekten. Beratung für Unternehmen zur Ressourceneffizienz.
  2. Stärkung des lokalen Einzelhandels: Die Maßnahmen in 5.4 sind gut, könnten aber ergänzt werden. Entwicklung einer gemeinsamen Marke/Initiative für den lokalen Handel („Vor Ort. Für uns.“). Unterstützung bei der Entwicklung einzigartiger Einkaufserlebnisse. Förderung von Nischenangeboten. Ggf. kommunale Gutscheinsysteme.
  3. Kreativwirtschaft fördern: Prüfung, ob es Potenzial gibt, gezielt Kreativschaffende (Designer, Künstler, IT-Freelancer) anzusiedeln und zu unterstützen (z.B. durch günstige Atelierräume, Netzwerktreffen, Virtuelle Offices/Briefkastenadressen).
  4. Vertiefung der Nachhaltigkeitsstrategie: Nachhaltigkeit wird punktuell erwähnt, könnte aber stärker als Querschnittsthema in allen Bereichen verankert werden. Die Verbindung zwischen ökonomischen, ökologischen und sozialen Zielen könnte klarer sein, z.B.:
    • durch ein eigenes Kapitel oder einen durchgängigen Abschnitt zur „Integrierten Nachhaltigen Wirtschaftsentwicklung“
    • Ausführen wie jede Maßnahme (auch Bestandspflege, Marketing) auf die Nachhaltigkeitsziele einzahlen
    • Konkrete Kriterien für „nachhaltige Gewerbegebiete“ (5.3.2) definieren (Energieeffizienz, Grünflächenanteil, Wassermanagement, Mobilitätskonzept)
    • Die Ziele bei Fairtrade (5.3.4) und Biostädten (5.3.5) quantifizieren (z.B. Steigerung des Bio-Anteils in kommunaler Verpflegung)
  5. Stärkere Innovations- und Zukunftsorientierung: Das Konzept ist solide, könnte aber mutiger auf zukünftige Trends eingehen: Stärker auf Zukunftsbranchen und -technologien eingehen, die zur Region passen (z.B. Green Tech, Life Sciences, Kreativwirtschaft – über die allgemeine Nennung hinaus). Konzepte zur Förderung von Co-Working-Spaces und zur Unterstützung von Remote-Arbeit entwickeln (wichtig im Münchner Umland). Proaktive Ansätze zur digitalen Transformation kleiner und mittlerer Unternehmen (KMU) definieren.
  6. Ressourcen und Umsetzung: Es ist insgesamt unklar bzw. sollte konkretisiert werden: Wer für welche Maßnahme verantwortlich? Welches Budget steht zur Verfügung? Wie wird der Fortschritt überwacht? Ein Umsetzungsplan mit klaren Verantwortlichkeiten (intern/extern), Zeitplänen und benötigten Ressourcen (finanziell/personell). Regelmäßiges Monitoring und Reporting an den Gemeinderat etablieren.

 

 

 

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