Grüner Blickwinkel 10/2018

 Reisen ohne Auto

Im letzten Jahr haben wir den Beschluss gefasst in Zukunft ohne Auto auszukommen. Dieses Jahr haben wir unseren Jahresurlaub das erste mal komplett mit öffentlichen Verkehrsmitteln zurückgelegt. Wir wollten den Sommer über mit einer Rundfahrt im Süden Finnlands verbringen.

Die Mehrheit der Familie war dafür nicht zu fliegen.

Die Urlaubsroute ging über München – Hamburg – Malmö – Stockholm – Turku – Helsinki – Savonlinna – Lahti – Tampere – Port – Turku – Stockholm – Kopenhagen – Hamburg – München.

 

Planung

Reisen mit dem Flieger zu planen ist recht einfach. Es gibt mehrere Suchmaschinen die intuitiv zu bedienen sind und einen schnell die günstigste Flugverbindung auch schon lange im voraus anzeigen können.

Dies ist leider innerhalb Deutschlands mit dem Portal der Deutschen Bahn nicht möglich. Reisen ins Ausland sind entweder nur über Reisebüro, Schalter am Bahnhof, das Telefon oder über die Automaten am Bahnhof buchbar. Wobei die Version mit dem Automaten mit Abstand am günstigsten ist.

Mir ist es ein Rätsel, warum ich Flüge über drei Kontinente mit diversen Zwischenstopps übers Internet buchen kann, aber eine einfache Reise mit der Bahn nach Kopenhagen nur über Umwege buchbar ist.

Die Deutsche Bahn erlaubt es leider auch nicht, Züge weiter als drei Monate im voraus zu buchen. Unsere europäischen Nachbarn haben teilweise Frühbucherrabatte, die 6 Monate im voraus am günstigsten sind. Die Rabatte sind leider schon alle weg wenn man dann endlich den Zug aus Deutschland heraus buchen kann.

Zum Glück kann man sich die möglichen Zugverbindungen zumindest anzeigen lassen. So haben wir dann auf dem Rückweg die Zugreisen über die Internetportale der schwedischen und dänischen Bahn gekauft und darauf vertraut, dass die Anschlusszüge in Deutschland dann günstig zu buchen sind.

So war die Rückfahrt tatsächlich 30% günstiger als die Hinfahrt. Retour Tickets bei langen Reisen, sind leider nicht praktikabel, da sobald man die Rückfahrt buchen kann alle günstigen Hinfahrttickets vergeben sind.

Am Ärgerlichsten war das Buchen eines Nachtzuges der ÖBB von München nach Hamburg. Die Tickets sind über die Bahn Webseiten deutlich teurer als über die österreichische ÖBB Webseite – dürfen aber laut AGB nur über die Deutsche Bahn bezogen werden (solange man seine Reise in Deutschland antritt). Es wäre für uns günstiger gewesen die Reise schon in Salzburg zu starten.

Obwohl man beim Flug für Kinder den vollen Preis zahlen muss kommt ein Zugticket, bei dem Kinder – je nach Alter – teilweise kostenlos mitreisen können, ähnlich teuer wie ein Flugticket. Zumal für die Bahn Kinder ab 15 Jahren vollzahlende Personen sind, auch im Familienverbund.

Alle Bahn, Fähr- und Bustickets innerhalb Dänemarks, Schwedens und Finnlands waren bequem und günstig übers Internet im voraus buchbar.

 

Durchführung

Bei der Planung haben wir schnell gesehen, das Reisen mit Bus und Bahn bedeutet, das der Weg Teil des Ziels sein muss. So entschleunigten wir die Hin- und Rückreise durch jeweils zwei Stopps mit Übernachtungen und bereits der Hinweg wurde so mit einem schönen Städtetrip in Malmö verbunden.

 

Öffentlicher Nahverkehr in Skandinavien

Mit am Beeindruckendsten war der öffentliche Nahverkehr in Finnland. Jeder Bus und jeder Zug, auch die Regionalverkehr, verfügen über WiFi. Angenehm für Pendler, aber auch gut als Tourist, so dass man sein Datenguthaben klein halten kann.

Zudem sorgen die unterschiedlichen Verkehrsanbieter mit diversen Ideen dafür, dem Reisenden durch Informationen Sicherheit zu vermitteln.

Anbei ein paar Beispiele:

  • Drahtloses Solar-Solar-Betriebene Terminal in Turku:
  • Screenshot von der App der Verkehrsbetriebe in Tampere. Man sieht, wo sich die einzelnen Busse gerade befinden und in welche Richtung sie fahren.
  • Kennen Sie das Gefühl, im Bus zu fahren und nicht zu wissen wann die Haltestelle erreicht ist? Die Busanzeige geht nicht, oder zeigt irgendetwas an, der Fahrer nuschelt ins Mikrofon und man hat wirklich keine Ahnung wo man gerade ist. Die Bus App in Tampere zeigt einem an wo man gerade ist, und wann man die nächsten Haltestellen erreicht. So hat man genug Vorlauf um das ruhige Aussteigen zum Beispiel mit Kindern und Gepäck sicher zu stellen. 

 

Die Verkehrsbetriebe in Finnland kooperieren auch alle mit den großen Kartendiensten. So benötigt man meist den lokalen Dienstleister nicht, sondern kann über die bekannten Dienste den Weg mit dem öffentlichen Nahverkehr suchen – und finden. In Deutschland funktioniert das meist nur in Großstädten.

 

Städte in Skandinavien

Beeindrucken war zu sehen, dass es in Skandinavien Entwicklungen gibt, die Städte wieder für den Mensch und nicht fürs Auto zu gestalten.

Angeführt natürlich von Kopenhagen, mit den Fahrradschnellwegen und Fussgängerzonen, aber auch in Malmö sind Straßen einfach für den Autoverkehr verboten und mit grünen Inseln und Sitzecken versehen worden um Passanten zum spazieren gehen und verbleiben anzuregen.

In Tampere steht der Verkehr derzeit komplett, da dort der öffentliche Nahverkehr ausgebaut wird.

 

Fazit

Bis auf zwei Ausnahmen sind wir alle Strecken mit dem Bahn oder dem Bus gefahren. Aber es gibt natürlich auch abgelegene Stellen in Finnland, die man nur mit dem Auto erreichen kann. Für diese konnten wir zum Glück auf Abholung durch Verwandte und deren Zweitauto zurückgreifen.

Nun vermisse ich den Komfort des skandinavischen ÖPNVs und würde mich freuen, wenn sich die deutschen Verkehrsbetriebe ein paar der Ideen der skandinavischen Unternehmen abschauen würden.

 

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Schlagwörter: Finnland ÖPNV


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